julia sossinka / Malerei und Collage
29.05.2011 - 26.06.2011
Atelierhaus Aachen e.V., Süsterfeldstraße 99, 52072 Aachen
Öffnungszeiten: Di - Fr, 10-16h, Sa / So, 12-15h und n.V.

Eröffnung:

Sonntag, 29. Mai 2011 um 12h

'Dynamik und Bedachtsamkeit als Methode der Bilderstellung scheinen gleichberechtigt in der Malerei von Julia Sossinka beteiligt zu sein'. (Siegfried Gohr) In ihren Collagen verbindet die Lüpertz-Meisterschülerin darüber hinaus Fundstücke zu neuen Kontexten.


Julia Sossinka

Die Malerei und ihre Materie

Zwei Beobachtungen machen die Bilder von Julia Sossinka ungewöhnlich. Zum einen benutzt sie entgegen dem heutigen Trend oft kleine Formate, die wie Miniaturen wirken; zum anderen besitzen ihre Kompositionen einen koloristischen Reichtum von besonderer Delikatesse. Der Blick dieser Künstlerin richtet sich auf eine Welt, die außerhalb der normalen Wahrnehmung liegt. Meistens erkennt der Betrachter vegetative Formen, z.B. Pilze, blütenähnliche Strukturen u.ä., ohne dass diese Naturausschnitte realistisch zu identifizieren wären. Die Farben bewegen sich in delikaten Zwischentönen, die lineare Elemente oder auch schwebende Farbwolken bilden können. Manchmal lässt der Farbauftrag erkennen, dass der Malakt sehr impulsiv und unter Zulassung spontaner Effekte stattfand; Spuren der Kraft, welche die Malerin aufwendete, bleiben in der Erscheinung des fertigen Werkes erhalten. Dynamik und Bedachtsamkeit als Methoden der Bildherstellung scheinen gleichberechtigt an der Malerei von Julia Sossinka beteiligt zu sein. Nicht zuletzt entsteht daraus eine haptische Qualität der Bilder, die dem Betrachter suggerieren, er könne die Malmaterie mit seinen Augen berühren. Das Sehen und der (gedachte) Tastsinn ergänzen sich. Nimmt der Betrachter die gesamte von der Künstlerin entwickelte Bildwelt in den Blick, so erscheint ein Zwischenreich. Das Sichtbare spielt eine Rolle, aber es kommt etwas Phantastisches hinzu, das jedoch nicht frei erfunden ist, sondern eher als Atmosphäre wirksam wird. Wenn die Malerei als Materie zur bildnerischen Aussagekraft gebracht wird, dann letztlich mit dem Ergebnis, dass sie konkret zu werden verspricht, aber im nächsten Augenblick sich in eine imaginäre Welt entzieht. Und dann entstehen für den Betrachter Möglichkeiten, die ihm zum Unsichtbaren hinter dem Sichtbaren führen können. Keiner seiner Blicke scheint jedoch ungefährlich zu sein, denn in der Natur gibt es neben dem Schönen auch das Giftige, das verführerisch schimmert.

Prof. Siegfried Gohr