Wie nimmt ein erschöpfter Körper die Welt wahr? Die Ausstellung setzt sich mit dem erschöpften Körper auseinander, nicht als defizitäres Gegenstück zum „funktionierenden“ Menschen, sondern als Zustand mit einer eigenen Erfahrungswelt. Drei Künstlerinnen lassen ihre erschöpften Körper sprechen und machen sichtbar, was sonst im Verborgenen bleibt.
KÜNSTLERINNEN | Niekeline der Kinderen, Floor Martens, Ursula Simon
KURATORIN | Milena Dahl
AUSSTELLUNG | 25 JUL - 08 AUG 2025
ÖFFNUNGSZEITEN | FR-SO 11-17 H und nach Vereinbarung unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
VERNISSAGE | Freitag | 25 JUL 2025 | 19 H | Einführung in die Ausstellung durch die Kuratorin
Unser Körper: Das Zuhause unseres Verstandes und unserer Gefühle, das, was viele als „Ich“ verstehen. Gleichzeitig ein pulsierendes System unerwarteter und nicht greifbarer Prozesse des Produzierens, Kompostierens, Pumpens, Filterns, Verdauens, Wachstums und Zerfalls. Ein komplexes Ökosystem, das ständig mit sich selbst und dem Außen im Dialog steht. Das Vehikel, mit dem wir der Welt entgegentreten, in ihr erscheinen und in sie hineinrufen. Der Ausgangspunkt, der bestimmt, wie wir wahrnehmen, begreifen und verarbeiten.
Doch was geschieht, wenn dieses System nach Stillstand verlangt? Wenn dieses Gefüge aus Knochen, Muskeln und Organen Ruhe einfordert? Wenn Schwere dem eigenen Handlungsspielraum und -wunsch Grenzen aufzeigt?
Erschöpfung verändert den Dialog mit dem Außen. Weltbeziehung und Sichtbarkeit verschieben sich.
Unter dem Blick eines kapitalistischen Systems ist das ein untragbarer Zustand, denn es zählt vor allem, wer leistungsfähig ist. Der Körper wird kommodifiziert, soll funktionieren, effizient und verwertbar sein. Erschöpfung steht im Widerspruch zu diesem Ideal und trifft bei vielen Menschen auf Scheu, Schrecken und Unverständnis.
Statt wegzuschauen von Krankheit, Stillstand und Unvermögen öffnet die Ausstellung Erschöpfte Körper einen Raum der Begegnung. Sie stellt den erschöpften Körper nicht als defizitäres Gegenstück zum „funktionierenden“ Menschen dar, sondern begegnet ihm neugierig als Zustand mit eigener Erfahrungswelt.
Niekeline der Kinderen teilt in dieser Ausstellung eine erdrückende Schwere mit uns. Hunderte Kilo schwere Steine schleppen und schleifen sich durch den Raum. Sie sprechen von Verausgabung und den sichtbaren und unsichtbaren Kräften, die auf uns einwirken. Sie vernebelt unsere Sinne und kreiert einen Raum der Abgeschiedenheit. Eine Welt in einer Welt, die gar schön sein könnte, wenn man die Wahl hat, sie zu verlassen. Sie lädt uns ein, Teil ihrer Prozesse zu werden, und fordert uns auf, die entstehenden Gefühle auszuhalten.
Floor Martens sammelt Spuren. Ihre Arbeiten wirken vertraut und heimisch und geben zugleich Einblick in unausgesprochene Prozesse von Verfall und Leid. Durch sie werden Tränen auf Taschentüchern sichtbar, in die schon ihre Mutter und Großmutter weinten. Eine langsam wachsende Verfilzung weckt Gefühle von einem Kriechen und Verdichten der Zeit. Und ein kindlicher Rückzugsort, verwandelt sich in ein Refugium für einen erschöpften Körper, der sich nach weichen und sicheren Räumen sehnt.
Ursula Simon kann wegen ihrer Erschöpfung kaum noch am öffentlichen Leben teilnehmen. Dennoch sucht sie Wege der Sichtbarkeit und der Verbindung. Sie lädt dazu ein, ihr in ihren Worten zu begegnen. Wer sich ihr zuwendet, kann einen Teil von ihr an sich nehmen und hinaustragen in die eigene Welt.
Die Ausstellung richtet sich an Betroffene und Neugierige.
(reizarm, barrierefrei, Aufzug vorhanden, Sitz- und Liegemöglichkeiten vorhanden)
Mit freundlicher Unterstützung durch die Stadt Aachen.